Kalte Schnauze Omas Rezept
Die Kalte Schnauze heißt andernorts auch Kalter Hund, Kellerkuchen oder Kalter Peter oder, oder. Bei uns im Ruhrgebiet heißt diese Megakalorienbombe frei von der Leber wech: Kalte Schnauze. Das Rezept entstammt der Nachkriegszeit, als die Leute nicht genug oder gar nichts zu essen hatten. Kam die Oma vom Hamstern nach Hause, da gab es auf den Tisch, was gehamstert wurde. Die Frage nach: Nichts veganes? Oder: ich bin doch Vegetarier! So etwas gab es nicht. Klar, man wollte schließlich nicht verhungern. Gott bewahre, dass uns das jemals wieder passiert. Jedenfalls, was ich damit einleitend sagen wollte: die Kalte Schnauze enthält Eier, Fett, Butter und Zucker. Bei dem Fett handelt es sich um Palmfett. Dieses kaufen wir heutzutage natürlich Bio. Eier waren damals automatisch Bio. Wer sich fragt: Warum überhaupt Eier in dem Kuchen? Weil die Oma das so gemacht hat. Und weil wir Kinder in den 60-ern auch nicht viel auf den Rippen hatten, wurde bei Oma immer ordentlich gefuttert, weil es immer ordentlich von allem auf die Gabel gab.
Und immer, wirklich ausnahmslos, wurde gegessen, was auf den Tisch kam. Was wohl der genannten Zeit geschuldet war und was unsere Mütter an uns Kinder leider weitergaben. Das hieß dann immer so: Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt, Frollein!
Das war ein Problem für mich, denn ich war ein mäkeliger Esser. Deswegen war ich in meiner Kindheit und Jugend das, was man einen Spargeltarzan nannte. Und das war noch eine der nettesten Bezeichnungen für mich. Spontan fällt mir noch Schnürsenkel ein. Fand ich auch doof, aber auch lustig und allemal besser als Spargeltarzan. Wenn schon, dann außerdem bitte schön Spargel-Jane. Aber so genau nahm man das damals nicht. Zurück zur Schnauze, der kalten. Der Kuchen wurde damals zum fest werden im Keller gelagert. Kühlschrank gab es nicht. Kühlschränke waren damals aus. Kam der Kuchen dann in die Zimmertemperatur, bildete sich kalte Feuchtigkeit auf der Oberfläche, welche an die kalte feuchte Nase des Hundes erinnerte. So entstand im Ruhrgebiet die Bezeichnung Kalte Schnauze. Warum Kellerkuchen, das kann ich noch nachvollziehen. Aber Kalter Peter? Kalter Hund? Ich mag nicht drüber nachdenken. Vor allen Dingen nicht über den Kalten Peter.
Das Rezept von damals, ihr Lieben, das funktioniert folgendermaßen:
- 1 ganze Packung Kokosfett (die Platten, kein cremiges Kokosfett)
125g 50 g Puderzucker- 50 g Back-Kakao (entölter Kakao – kein Trink-Kakao)
3 Eier- Schüssken Rum (Alkohol - jawohl. Kann man den weglassen? Muss jeder selber wissen. Bei mir auf keinen Fall ohne Alkohol. Manchmal nahm Oma auch Rum-Aroma. Das mochten wir Kinder nicht. Waren wohl schon zu sehr verwöhnt vom echten Alkohol).
- ca. 2 Pkt. Butterkekse (bis die Form voll ist)
- 200 g Vollmilchkuvertüre
- 200 g Zartbitterkuvertüre
So geht's:
- Kokosfett schmelzen, umfüllen und etwas abkühlen lassen.
- Kuvertüre schmelzen.
- Kokosfett mit Puderzucker, Kakao,
Eierngeschmolzener Kuvertüre und Rum glatt rühren. Thermomixler machen das alles im Pott. - Eine Kastenform mit Backpapier auslegen. Boden der Form dünn mit der Creme bestreichen. Dann abwechselnd die Butterkekse mit Schokocreme einschichten.
Viel Vergnügen.
- Mit Schoko-Creme abschließen.
- Früher kam der Kuchen in den Keller, weil es dort so schön kühl war. Da wir heutzutage über einen Kühlschrank verfügen: So lange in den Kühlschrank stellen, bis die Creme hart geworden ist. So ca. 2 Std.
Und dann:
Endlich genießen und Omas Andenken bewahren, nebst Kaffeetasse, die ich gekauft habe, als ich einmal in Holland war. Da hat meine Oma nämlich viele Jahre gelebt und zwar in Haarlem. Ich sah damals diese Tassen und dachte: Oh, die würden Oma gefallen.
Lieve oma, ik hoop dat het goed met je gaat waar je nu bent.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen