Dienstag, 15. Juni 2021

Wann ist ein Eis ein Eis?

Man mag sich darüber streiten, wenn man will: Eis ohne Eismaschine zubereitet, ist das wirklich Eis? Ja, klar. Was denn sonst? Kann man es vergleichen mit Eis aus der Eisdiele? Natürlich nicht. Das Basis-Eisrezept ist allerdings wirklich sehr gut zu gebrauchen, das Zitronen-Eis ist der Hammer, den Thor vor Begeisterung nur so schwingen würde. Aber in der Eisdiele stehen und die Augen leuchten voller Vorfreude? Unbezahlbar. After-Eight-Eis, Straciatella, Schokolade, Vanille, Zitrone, Melone, Schlumpf-Eis, Schwarzwälder-Kirsch, Schokoladen-Chili-Eis, Karamell. Die Liste der Eissorten scheint endlos. So, wie die Zeit meiner Entscheidung und die Schlange hinter mir. Leute! Gebt mir einen Moment. DIE 5 Minuten, meine Güte. Denn meine Entscheidung, auf welche Eissorte ich gerade Lust habe, will wohl gefällt sein. Zum guten Schluss nehme ich meine Standard-Sorten: 3 Kugeln. Zitrone, Schokolade, Vanille. Da weiß man, was man hat. Mein Lieblings-Eisbecher Tutti-Kompletti ist der Kirschbecher mit Kirschwasser und Spagetti-Eis. Na ja, im Grunde schmeckt mir eigentlich jedes Eis. 

Außer die Sorten mit Rosinen drin. Gibt es Eis mit Rosinen? Weiß ich gar nicht. Rosinen kommen mir jedenfalls nicht in die Eistüte. 

Wer das große Glück hat, eine Eismaschine zu besitzen, der mag sich tatsächlich den Besuch in der Eisdiele sparen. Das habe ich bei einer Freundin selbst ausprobiert und für super gut befunden. Unglaublich, aber wahr. Die Eismaschine, die sie sich gekauft hat, ließen meine Augen gleichzeitig leuchten und weinen, denn der Preis hat mich umgehauen. Mal kurz nachgerechnet, dann immer wieder etwas Geld zur Seite gelegt und gekauft. Gut Ding will Weile haben, wo man nichts Gutes reintut, kommt nichts Gutes bei raus und Qualität kostet. Im Laufe meines Lebens habe ich festgestellt, dass diese Weisheiten der Tatsache entsprechen. Wer günstig kauft, kauft im Endeffekt teurer, das sagte ich mir dann beruhigend ;-) beim Kauf der Eismaschine. Zwei günstigere Varianten, die überhaupt nicht funktionierten, hatte ich bereits wieder zurückgeschickt. Meine Eismaschine ist nun unterwegs zu mir und ich scharre mit den Hufen, endlich loslegen zu können. Natürlich werde ich hier an dieser Stelle darüber berichten!

Die Rubrik "Eis ohne Eismaschine" wird auf diesem Blog aber bestehen bleiben!

Wann kamen die Menschen wohl das erste Mal in den Genuss von Speise-Eis? Das erste Eis soll es gegeben haben im alten China. Marco Polo hat auch über die Herstellung einer Mischung aus Schnee und Wasser berichtet, die er in China kennenlernte. Speiseeis aus Wasser und Fruchtsaft, diese Rezeptur soll Katharina von Medici nach Paris mitgebracht haben. Schriftliche Belege dafür gibt es nicht. Daher glaube ich es nicht, aber es ist eine schöne Idee. In deutschen Landen gab es ein Kochbuch, erschienen 1597, welches ein Rezept für eisgekühlten Milchrahm enthielt, quasi die Vorstufe vom Milcheis. Das Rezept würde mich interessieren. Es wäre eine Herausforderung, dieses Buch aufzutreiben. Es erscheint mir unwahrscheinlich, aber ich werde recherchieren. Das Kochbuch stammt von Anna Wecker, der Autorin des ersten Kochbuchs, welches jemals von einer Frau verfasst und veröffentlicht wurde. Herausgeberin war natürlich auch eine Frau, Katharina Taurellus. Natürlich - das sage ich deswegen, weil es Frauen gab, die auch damals schon zusammenhielten. Nach wie vor haben's Frauen schwer, obwohl Herbert Grönemeyer etwas anderes besingt. Henriette Davidis, die berühmteste Kochbuchautorin Deutschlands, kam später. Ihr Hauptwerk erschien 1845. Nur einen Katzensprung von meiner Heimatstadt entfernt, wurde Henriette Davidis geboren. Dort gibt es auch ein Museum. Teile eines steinernen Herdes, der im Pfarrhaus ihrer Eltern stand, wurden zum Andenken eingemauert in die Eisenbahnbrücke der Elbschetalbahn. Das Pfarrhaus musst der Brücke weichen. Die Herdplatte blieb. Henriette Davidis propagierte Zeit ihres Lebens die in meinen Augen eher "immer brave gehorsame" Hausfrau und Ehefrau, die sie nie war. Zweimal war sie verlobt, beide Male starben die Männer, bevor es zur Heirat kam. Das muss die Seele verkraften und verarbeiten. Sie verarbeitete dies in ihren Büchern und propagierte das, was sie mit Hingabe gerne selbst gewesen wäre.

Wenn ich mir aussuchen dürfte, welche großartige von uns gegangene Person ich kennenlernen dürfte, würde ich sie wählen, um sie direkt zu fragen. Oder ich würde Prinzessin Diana wählen. Oder Rosa Luxemburg. Oder Sophie Scholl. Ihnen gegenüberstehen, direkt in die Augen sehen, die Hand reichen und sagen: Danke. Danke für Einsatz und den Mut, immer das laut zu sagen, was ist. Es gäbe noch einige Personen mehr; ich stelle fest, die Auswahl fällt schwerer, als ich dachte. Allerdings fällt mir auf, es sind nur Frauen, die ich gerne kennenlernen würde. Nur wenn es um Kochbücher geht, dann Johanna Friederika Henriette Katharina Davidis.

Nach ihr folgten noch viele Kochbuchautorinnen resp. Köchinnen, die ich ebenso großartig finde. Was für ein großartiges Wort: Großartig. Als da wäre Julia Child. Sie ist mit meine liebste Autorin. Ebenso Marcella Hazan mit ihrer "Klassischen italienischen Küche" oder "Aus Schweizer Küchen" von Marianne Kaltenbach. Sehr gerne schaue ich in Teubners Bücher, besonders in das Buch Dessert und Soßen. Last but not least, die wunderbare Küche von Otto Lenghi. Das Jerusalem Kochbuch war mein erstes. 

Es folgten:

  • Genussvoll Vegetarisch. 
  • Otto Lenghi - Das Kochbuch 
  • und sein Kochbuch Simple. 
Alle Kochbücher stehen in meinem Regal, versehen mit Post-Its und der Überlegung, in welcher Reihenfolge ich loslege. Vieles hatte ich schon zubereitet. Aber da ich zwischenzeitlich einen Computerabsturz hatte und alles, aber auch alles, alles, alles an Rezepten und Fotos verloren war, musste ich noch einmal von vorne anfangen. Ein Teil der geschrotteten Festplatte konnte wiederhergestellt werden. Mein großer, großer Dank dafür, denn auf der Festplatte befand sich quasi mein Leben, gilt für immer und ewig meinem Schwager Gerd. Der liebe Gott hab ihn selig. 

Wann ist ein Eis ein Eis, wurde die Frage beantwortet? Nein, jeder entscheidet es für sich selbst. 

Eismachen ist und bleibt eine Kunst. Für den Hausgebrauch finde ich die Rezepte "mit ohne Eismaschne" super und was die Eismaschine bringt, wird sich zeigen. 

In diesem Sinne: Leute, macht Eis! Es macht so einen Spaß!

Nachtrag: Das o.g. Kochbuch von Anna Wecker konnte ich auftreiben. Es ist bestellbar im antiquarischen Buchverlag. Es bringt mir leider nichts, weil ich die Schrift nicht lesen kann. Idee war gut. In manchen Fällen müssen Ideen auch Ideen bleiben. 

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